Diese Matchaschale ist aus hellem Ton gefertigt durch den sich grünlich-dunkler Ton marmorartig durchzieht. Die Glasur ist transparent mit leich grünlichen Nuancen. Die Form erinnert aufgrund der Hohe im Verhältnis zum Durchmesser etwas an eine Tulpe.
NARIEDA Shinichiro – Person und Werkraum
NARIEDA wurde am 19. März 1950 in Kirishima im Süden Japans geboren. NARIEDA findet seine Inspiration in der einzigartigen Vulkanlandschaft der Gebirgsregion Kirishima. Die kahle Mondlandschaft der höher gelegenen Vulkankrater ist vom Garten des Künstlers aus zu sehen, der an einem kleinen Bach liegt. Sein Garten ist sowohl Rückzugsort als auch eine weitere Quelle der Inspiration für NARIEDA. Dort betrachtet NARIEDA die Farben der Blüten, er nimmt deren Duft wahr, hört das Plätschern des Baches, das Geräusch des Windes, und den Blick auf die Vulkankrater.
Seine Keramiken spiegeln all dies wider. Sie bilden auch einen Kontrast – in Farben und Stimmung – zwischen der grünen Natur mit den schillernden, bunten Blumen und den kahlen, grauen Vulkankratern, die sich über der Landschaft von Kirishima erheben. Inspiration aus der Natur zu schöpfen ist das Schlüsselwort bei NARIEDA – nicht die Tradition von bestimmten Stilen, die viele andere japanische Künstler im Fokus haben. Seine Arbeiten haben daher kaum Gemeinsamkeiten mit den Stilrichtungen anderer Künstler. Die Keramik-Tradition der Region Kirishima scheint nur einen marginalen Einfluss auf die Arbeiten von NARIEDA zu haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Werke dieses autodidaktischen Künstlers unvergleichbare Kunstwerke sind. Ohne dass er sich darum im Speziellen bemühe müsste, gelingt ihm so ein anderes Arbeiten als das der anderen Künstler. Der Ansatz des Keramikers ein anderer ist: Es ist die individuelle Art von NARIEDA Shinichiro seine Umgebung Kirishima wahrzunehmen und zu reflektieren.
Eine multidimensionale Interaktion – Japanische Keramik und Tee
Die Kultur der japanischen Keramik und die Kultur des japanischen Tees sind in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpft, und sie beeinflussen sich gegenseitig in vieler Hinsicht. Die gegenseitige Verknüpfung zwischen beiden wird besonders deutlich beim japanischen Weg des Tees [cha-do]. Während dieser oft als „Tee-Zeremonie“ bezeichnet wird, beschreibt die direkte Übersetzung als „Weg des Tees“ eher seine Bedeutung als Bewusstseinsschulung. Die Wurzeln des japanischen Wegs des Tees finden sich in drei Ebenen. Während der Buddhismus den meditativen Aspekt in den Weg des Tees brachte, der Daoismus den Aspekt der Naturverehrung, kann der Konfuzianismus im Weg des Tees in der Form eines umfassenden Regelsystems vorgefunden werden.
Die Kultur der Zubereitung von Pulvertee [matcha] in einer Teeschale [chawan] existierte bereits in China. Nachdem diese Tradition nach Japan gekommen war, war es selbstverständlich, dass die teuren und seltenen Teeutensilien aus China bevorzugt wurden und nicht die Teeutensilien, die von japanischen Keramikkünstlern angefertigt wurden. Dennoch gab es einen fundamentalen Wandel, der drei Generationen andauerte – mit den wichtigsten japanischen Teemeistern im Zentrum. Der japanische Weg des Tees durchlief eine tiefgreifende Veränderung und die Stilrichtungen der Teeutensilien wurden auch von dieser Veränderung erfasst. Von diesem Moment an waren folgende Ideen des japanischen Wegs des Tees im Vordergrund: Schlichtheit, Vergänglichkeit und Naturbelassenheit.
Beim japanischen Weg des Tees spielt die Matchaschale [chawan] grundsätzlich die wichtigste Rolle von allen Teeutensilien. Die Chawan ist der Gegenstand, mit dem der Tee zubereitet wird. Es ist der Gegenstand, der vom Teemeister an die Gäste und auch von einem Gast an den nächsten Gast weitergereicht wird. Es ist außerdem der Gegenstand, aus dem der Pulvertee [matcha] getrunken wird. Während viele Chawan von alten japanischen Keramikern nun in vielen Museen der Welt zu bewundern sind, wurden diese ursprünglich für das Zubereiten und Trinken des Matcha während der japanischen Teezeremonie verwendet. Der japanische Weg des Tees kann als eine Art Kunstperformance verstanden werden, wobei die Chawan in dieser Darbietung eine Schlüsselfunktion einnimmt und selbst ein Kunstobjekt ist.
Während die Chawan das wichtigste Teeutensil des japanischen Wegs des Tees ist, gibt es noch andere Utensilien, die ebenfalls bedeutend sind, so zum Beispiel die Blumenvase [kabin] und die kleinen Teller [okashi-zara], auf denen Süßigkeiten während der Tee-Zeremonie gereicht werden. Der japanische Weg des Tees beeinflusste jedoch nicht nur den Stil der Keramik-Utensilien, die während der Teezeremonie verwendet wurden. Er beeinflusste verschiedene andere Gebiete der japanischen Kunst, Architektur und Kultur. Er inspirierte japanische Keramiker, neue Formen und avant-garde Glasuren zu schaffen, die bestimmte Aspekte des japanischen Wegs des Tees verkörpern.
Während diese grundlegenden Zusammenhänge zwischen japanischem Tee und Keramik bestehen, gibt es eine einzigartige Verbindung zwischen den Keramiken von NARIEDA Shinichiro und einem Teegärtner aus Kirishima, der in den letzten Jahren immer mehr durch seine besonderen Tees auf sich aufmerksam gemacht hat. Sein Name ist HAYASHI Shutaro. Mit Anfang 30 ist er einer der jüngsten Teegärtner in Japan. Beide leben in der Region Kirishima und ihre Arbeitsstätten, das Keramikatelier von NARIEDA Shinichiro und der Teegarten und die Teemanufaktur von HAYASHI Shutaro sind am Fuße der Kirishima Bergkette gelegen. Leben und Werk beider ist inspiriert und stark geprägt von der charakteristischen Landschaft und Natur von Kirishima. Der bekannteste Vulkan der Region, den man von überall in Kirishima sehen kann, ist der Takachiho-no mine. Das ist der Ort, an dem nach der Legende die japanische Gottheit, die Japan gegründet hat, vom Himmel herabstieg.
Als HAYASHI Shutaro ein Teenager war, ging sein Vater jeden Sonntag zusammen mit seinen beiden Söhnen in die Berge wandern. Jedes Mal erreichten sie den sagenumwobenen Gipfel des Takachiho-no mine, von dem aus sie einen wundervollen Blick über alle anderen Krater von Kirishima genossen und von dem aus sie auch ihren Teegarten in der Ferne erblicken konnten. Auf ihrem Weg kamen sie am Keramikatelier von NARIEDA Shinichiro vorbei. Jahre später erhielt HAYASHI Shutaro eine schwarze Chawan, die vom Keramiker NARIEDA angefertigt worden war. Heutzutage ist HAYASHI Shutaro über die Grenzen Japans hinaus bekannt für seine einzigartigen Kirishima Tees, die er in Einklang mit der Natur anbaut. In seinem Teeraum hat er immer noch die schwarze Matcha-Schale von NARIEDA Shinichiro. Wenn er seinen Miumori Matcha zubereitet, verwendet er diese Schale von NARIEDA Shinichiro.